Vorbemerkung: Möchte hier mal kein schuldrechtliches Seminar abhalten und auch keine Preisdiskussion führen (ist sicher auch interessant, komme später zurück).
Bono, du sprichst da ne Menge an. Ich denke, es geht da um das Skandalon (ich nenne es mal so, du sagst dem Tabu) der Prostitution, mit der jede/r Beteiligte mehr oder weniger allein zu Recht kommen muss. Dabei hilft der philosophische Diskurs über die Prostitution, welches Phänomen auch die Philososphen beschäftigt. Es hat natürlich mit dem (eigenen) Menschenbild zu tun, und das ist Philsophie pur. Aber gemacht, damit die Diskussion nicht ausfranst, fahre ich am Schluss weiter mit dem schlauen Buch, das ich erwähnt habe. Ja, Bücher von Liebesdienerinnen gibt es etliche, von Freiern kaum. Hier ein Blog, von einem sehr feinsinnigen Freier, der sehr gut schreiben kann: htttp://tagebuch-eines-freiers.blog.de Dort hat es auch Links zu anderen Blogs, auch von WG.
Das Internet (Foren, Blogs) bietet die Möglichkeit für Gedankenaustausch und Bewältigung. Klar, leben die Prostituierten irgendwie in einer „anderen Welt" (oder Halbwelt) mit anderem Namen, sind aber gleichzeitig auch in der "normalen" Welt. Früher sagte man der anderen Welt (ok, ist ein bisschen ein grosses Wort) „Milieu“, was nichts anderes heisst als Umgebung, eine allerdings spezielle. Und die Freier gehen als Gäste in diese Welt, wo sich nicht gerne erkannt werden wollen, schon gar nicht von anderen Freieren, und vielleicht auch einen anderen Namen verwenden. In dieser Welt gehen sich aus sich heraus, leben sich aus, entblössen sich, lassen die Hosen herunter, auch seelisch, geben viel von sich preis und doch wieder nicht. Das gilt auch für das WG. Gute Frage von dir, was man miteinander spricht? Das Eis ist schon dünn, das macht die Sache spannend. Punkto Intimität wird man gewissermassen innert kürzester Zeit von 0 auf 200 beschleunigt, was bei einer normalen Beziehung Wochen, vielleicht Monate dauert.
Weiter mit dem Artikel von Sybil Schwarzenbach: Den rechtsphilosophischen Diskurs über Eigentum um Sklaverei überspringe ich und komme zum Verkauf der Arbeitksraft.
Ihr geht es um das Aufzeigen, dass es möglich ist, einen Aspekt (Gesichtspunkt) meines (aus Sicht des WGs) konkreten Selbst (d.h. des ICH), nämlich der physische Körper für eine halbstündige Nutzung zu veräussern, ohne zugleich *mich selbst* zu verkaufen.
Hegel und die philosophischen Tradition vertritt die Auffassung, dass das „Substanzielle unserer Persönlichkeit“ unverkäuflich sei (deshalb das Verbot der Sklaverei etc). Wir sind nur der oberste Treuhänder. Zu dieser „Substanz“ gehören nach Hegel. Leib und Leben (mithin Sexualität), Vernunft, Willensfreiheit (die umstritten ist), unsere Sitten und Religion. Nun findet Hegel bzw. Schwarzenbach den Dreh, dass eine beschränkte Entäusserung (gutes Wort) des Leibes doch möglich und zulässig sein soll. Man muss unterscheiden zwischen dem konkreten, empirischen (erfahrungsgemässen) Selbst des vernünftigen Handelns, das über die Fähigkeit verfügt, von jedem einzelnen Gegenstand bzw. Handlung zu abstrahieren (abzuziehen) oder sich davon zu *distanzieren*
Hegel: Von meinen besonderen, körperlichen und geistigen Geschicklichkeiten und Möglichkeiten der Tätigkeit kann ich einzelne Produktionen und einen *in der Zeit beschränkten* Gebrauch von (an?) einem anderen *veräussern*, weil sie nach dieser *Beschränkung* ein äusserliches Verhältnis zu meiner Totalität (Ganzheit) und Allgemeinheit erhalten.“ Uff, soweit Hegel und damit alles (un)klar . M.a.W. zeichnet sich die Persönlichkeit von Menschen gerade durch ihre Fähigkeit zur „Entäusserung“ aus – durch ihre Fähigkeit, sich selbst von bestimmten Produkten, Handlungen oder Aspekten ihres physischen Seins zu „distanzieren“. Aha, deshalb nehmen WG die WG eine distanzierte Haltung ein, wobei der Kunde möglichst wenig merken soll davon :). Diese „Distanzierung“ muss nicht als *Entfremdung* (wichtiger Begriff bei den Marxisten) interpretiert werden. Apropos "Sein": Sartre hat auch noch was zum Thema Sex in dem Buch geschrieben. – to be continued ausser ihr findet das alles Sch..., was ich nicht hoffe.