Bordellchefin übers Feilschen "Von wohlhabenden Kunden verlange ich mehr"
Den Preis verhandeln? Das hasst Felicitas Schirow. Als Bordellbetreiberin kommt sie aber kaum drum herum. Hier erzählt sie, woran sie reiche Kunden erkennt und warum Geschäftsmänner selten feilschen.
KarriereSPIEGEL: Frau Schirow, als wir Sie um ein Interview gebeten haben, wollten Sie sofort Geld. Ohne Verhandeln geht bei Ihnen nichts, oder?
Schirow: Ich dachte zuerst, Sie schicken ein TV-Team. Das würde mindestens einen halben Tag dauern. Deshalb hätte ich dafür Geld verlangt. Aber jetzt sprechen wir ja nur kurz, das ist auch ohne Bezahlung okay. Ich bin halt käuflich. KarriereSPIEGEL: Welche Rolle spielt Verhandeln in Ihrem Arbeitsalltag?
Schirow: Eine große. In meinem Laden gibt es keine festen Preise, die Frauen arbeiten auf eigene Rechnung und machen sie selbst aus. Ich biete ihnen die Bar als Treffpunkt und die Zimmer, die Kunden zahlen im Voraus. Wenn sich alle an die Regeln halten, bieten sie im Zimmer keine Leistungen an, die extra kosten. Die Frauen verhandeln mit allem, was sie haben: Sie becircen den Mann, machen ihm schöne Augen. Viele Prostituierte nutzen den armen Mann aus, der vor Geilheit alles zu zahlen bereit ist - und am Ende wird's viel teurer als geplant. Das ist nicht gut fürs Geschäft.
KarriereSPIEGEL: Verhandeln Sie auch selbst mit den Männern?
Schirow: Früher ja, heute ist das eher selten der Fall. Ich bin meistens im Laden, gehe aber nur mit, wenn mir einer sehr sympathisch ist oder ein ganz tolles Angebot macht. Da wär ich ja blöd, wenn ich Nein sagen würde.
KarriereSPIEGEL: Wonach richten sich Ihre Preise?
Schirow: Unsere Preise bewegen sich zwischen 150 und 200 Euro die Stunde, je nachdem, was der Mann sich wünscht. Meine eigenen Preise richte ich aber auch danach, wie sympathisch ein Gast ist. Ist jemand nett, nehme ich auch mal weniger Geld. Von wohlhabenden Kunden verlange ich mehr.
KarriereSPIEGEL: Woran erkennen Sie, ob ein Kunde Geld hat?
Schirow: Man kommt an der Bar ins Gespräch, oft kann man das aber schon an Äußerlichkeiten festmachen. Die Reichsten sehen oft unscheinbar aus, denn wohlhabende Männer lassen ihren Reichtum nicht unbedingt raushängen. Feilschen wollen immer die, die einfach gestrickt sind. Geschäftsleute verhandeln meist gar nicht.
KarriereSPIEGEL: Denen kann die Summe auch ziemlich egal sein.
Schirow: Ja, aber es gibt auch einen anderen Grund: Männer mit Klasse wollen keine billigen Frauen, die sich unter Wert verkaufen. Von denen höre ich oft: Wenn du einen günstigeren Preis genannt hättest, hätte ich dich nicht bestellt.
KarriereSPIEGEL: Viele Bordelle versuchen, das Geld durch utopische Getränkepreise hereinzuholen. Ist das bei Ihnen auch so?
Schirow: Nein. Anders als in Animierbars kriegen die Frauen bei uns keinen Cent für das, was die Männer trinken. Ein Cocktail kostet bei uns zwölf, ein Longdrink sieben Euro. Alles Qualitätsmarken, keine Billigware.
KarriereSPIEGEL: Was nervt Sie am Verhandeln?
Schirow: Wenn Kunden gar nicht erst damit anfangen. Wir nehmen keinen Eintritt, deshalb kommen manchmal Spanner zu uns. Oder Männer, die ewig rumflirten. Die ziehen die Frauen mit Blicken aus, aber gehen nicht mit aufs Zimmer. Da kommt man sich verarscht vor. Und in meiner Freizeit versuche ich sowieso, Verhandlungen aus dem Weg zu gehen.
KarriereSPIEGEL: Privat feilschen Sie nicht gern?
Schirow: Ich hasse es wie die Pest. Selbst wenn ich Urlaub in Ländern mache, wo das üblich ist und erwartet wird, verhandele ich nicht. Es ist mir peinlich.
Quelle:
http://www.spiegel.de/karriere…ostituierte-a-966619.html