Bezieht sich auf deinen ersten Text Nachtklinge....so wüde sich ein Romantiker nur nennen, wen er Bonnaventura kennt.....
Bonaventura alias Klingemann....bis heute ein Hammer- Text: Schwarze Romantik pur......
Julian Laval, du bist ein wahrer Meister... genau das habe ich von dir erwartet, dass du es erkennst! 🖤 Ob die geheimnisvollen „Nachtwachen des Bonaventura“ von Klingemann oder die schattenhaften „Nachtstücke“ von E.T.A. Hoffmann ... welches Pseudonym könnte dunkler, passender, schärfer sein als "Nachtklinge"? Ein Name, der zwischen Traum und Alptraum, zwischen Licht und Schatten schneidet.
Den Text gibt es auch schon in der Romantik: E.T.A. Hoffman: Der Sandmann....... einfach mal lesen....
Wozu noch „menschliche“ Frauen im Bordell? – Hoffmanns Perspektive auf das Künstliche
Ja, absolut lieber Julian Laval richtig erkannt – Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann (1816) gehört zu den bekanntesten Werken der deutschen Romantik. Zentrale Figur ist die Puppe Olympia, in die sich Nathanael leidenschaftlich verliebt. Doch Olympia entpuppt sich als mechanische Konstruktion ihres Schöpfers Spalanzani. Sie wirkt lebendig, doch ihre „Liebe“ ist rein mechanisch, gefühllos. Nathanaels Besessenheit zeigt, wie leicht menschliche Wahrnehmung getäuscht werden kann.
Maschinen versus Menschlichkeit: Olympia ist perfekt, funktional, schön – aber sie kann keine echten Gefühle schenken. Die menschliche Sehnsucht nach Liebe wird hier gnadenlos als Illusion entlarvt.
Alles, was Olympia schenkt, ist Illusion, programmiert, mechanisch. Die menschliche Sehnsucht nach Liebe und Nähe prallt an ihrer Kälte ab. Hoffmann zeigt: Wer das Ideal jagt, verliert sich selbst und erkennt zu spät, dass er getäuscht wurde, nicht wahr Julian Laval ?
Heute erscheint uns diese Vision fast unheimlich real. Humanoide, Sexpuppen, künstlich erzeugte Begierde durch sogenannte "Wörking Girls" (Prostituierten) in Bordellen, sie erfüllen Wünsche, aber sie geben nichts zurück. Wie Olympia wirken sie verführerisch und perfekt, doch menschliche Wärme, echte Gefühle, echte Bindung sind ausgeschlossen. Wer sich darauf einlässt, verliert die Spur zu sich selbst.
Ein Alptraum in Fleisch und Gier
Das Bordell wird so zum Mahlstrom: Männer und Frauen, Freier und Prostituierte, drehen ihre Rollen ab, immer wieder, bis die Seele verschlissen ist. Jeder Blick, jeder Kuss, jede Berührung folgt einem starren Programm. Die Freier jagen Befriedigung, die Frauen liefern sie und beide verlassen am Ende leer.
Ein Bordell in Luzifers Reich ist kein bloßer Ort des Lustgenusses – es ist der Spiegel der menschlichen Schwäche, der Abgrund der Begierde. Hier begegnen sich Menschen nicht als Subjekte, sondern als Werkzeuge ihrer eigenen Triebe. Der Freier, von seinem Verlangen getrieben, sucht Bestätigung, Nähe, Illusion – und findet nur die Härte der Realität: dass seine Sehnsucht käuflich ist, dass das Begehren ein mechanisches Spiel ist, das ihn verschlingt.
Die Prostituierte wiederum ist ebenso gefangen: nicht hinter Gittern, sondern in einem Gefängnis aus eigenem Geist, aus kalter, stupider, mechanischer Routine. Jeder Blick, jede Berührung, jeder Kuss ist nicht mehr lebendig, sondern programmiert, ein Ritual, das die Gier des anderen nährt und zugleich die eigene Seele zerreibt. Sie wiederholt sich wie ein mechanischer Schatten, und mit jedem Freier, verliert sie Stück für Stück das, was einst fühlte und somit ihre Seele.
So treffen hier zwei Kreise aufeinander: der eine, der nur zu nehmen sucht, der andere, der nur zu geben scheint – und doch beide innerlich leer, beide zu Werkzeugen der gegenseitigen Selbstzerstörung geworden. Sie verschleißen einander, weil sie die Menschlichkeit vergessen haben: die Fähigkeit, zu fühlen, zu erheben, zu leben.
Es ist Luzifers Reich, weil hier die Welt der Illusionen zur Wirklichkeit wird, die Welt der Begierden sich selbst frisst. Wer glaubt, er könne Liebe, Nähe oder Echtheit kaufen, wird nicht enttäuscht – er wird verzehrt. Und wer hier verweilt, erkennt die bittere Wahrheit: Lust ohne Freiheit, Begehren ohne Sinn, das ist der Mahlstrom, der alles aufreibt, was ihn berührt.
Und die Freier? Auch sie wandeln nicht mehr, sie taumeln durch diese Hallen der Lust wie Leichen in Zeitlupe, die das Echo der eigenen Verzweiflung kaum noch hören. Manche haben ihre Seele schon vollständig verloren, andere sind auf dem Weg, Stück für Stück zu verdampfen, zu Geistern ihrer eigenen Begierde. In den Clubs existiert kein Trost. Keine Nähe. Kein Funke von Wahrheit. Nur die gnadenlose Schleife aus Begehrlichkeit und Erschöpfung. Ein Mahlstrom, in dem alles Menschliche verschleißt, zerschellt und verschwindet. Wer eintritt, tritt ein in Luzifers Reich: um zu fallen, um zu vergehen, um zu verschwinden.
Hoffmanns Warnung ist klar: Wer die Illusion der Perfektion jagt, wird betrogen, nicht nur von der Welt, sondern von sich selbst. Die mechanische Verführung, einst literarisch, ist heute greifbare Realität. Wer hier noch nach Gefühlen sucht, wird enttäuscht. Wer sich in der Routine verliert, verliert mehr: seine eigene Menschlichkeit!
Die Lektion ist bitter und nüchtern: Künstlichkeit kann verführen, aber niemals erfüllen. Wer den Blick für das Echte verliert, findet nur Leere: Olympia lebt, doch das Herz bleibt stumm. Alles klar Falkenauge ?
Die Dichter der Deutschen Romantik schon vor über 200 Jahren: von Hoffmann, Novalis, Schlegel, Tieck, Grimm, Goethe, Schiller, waren einfach nur genial. Sie hatten die Fähigkeit, tief liegende Muster der menschlichen Natur und der Gesellschaft zu erkennen und literarisch zu extrapolieren. Ihre Werke wirken deshalb heute oft prophetisch, weil sie die zeitlosen Triebe und Gefahren der menschlichen Existenz auf den Punkt bringen. Sie sahen nicht die Zukunft direkt, sie sahen die Menschheit und daraus lässt sich fast alles vorherdenken.