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    • Ramadan in der Hölle


      Hitze, Piraten, Waffenschieber und Freudenmädchen - und alle sind die Hälfte der Zeit auf Drogen. Willkommen in Djibouti, der wildesten Stadt der islamischen Welt. Von Christoph Zürcher


      Die Kapitulation kam schon zum Voraus. Der Ramadan verbietet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht nur das Essen, sondern auch das Trinken. Doch der Mullah hielt es für unrealistisch, dass sich in Djibouti viele daran halten, während eines islamischen Fastenmonats, der dieses Jahr mitten in den Sommer fällt. Und so erliess er eine Sonderregelung. Man konnte die Tage, an denen man trotz Bemühen hinter das Ideal zurückfiel, auch nachholen, wenn es wieder kühler war. Das machte Djibouti sehr viel gastlicher. Trotzdem dauerte es keine fünf Tage, bis mir der Gedanke kam, dass es vielleicht ratsam wäre, langsam wieder von hier zu verschwinden.


      Ich war in der Hoffnung nach Djibouti gekommen, somalische Piraten zu treffen, die den Golf von Aden seit Jahren zu einer der abenteuerlichsten Gegenden der internationalen Schifffahrt machen. Djibouti ist ein Kleinstaat am Horn von Afrika, halb so gross wie die Schweiz. Von Garowe, einem Zentrum des Piratentums im nördlichen Somalia, ist es zwölf Stunden entfernt. Djibouti, einst französische Kolonie, haftete seit je der Ruf einer grandiosen Zwielichtigkeit an. In einem Land karg wie der Mond riskierte man noch nie, mit rigiden Moralvorstellungen auch noch die letzten Standortvorteile aufs Spiel zu setzen.


      Djibouti ist prozentual so muslimisch wie Pakistan. Trotzdem nimmt kaum jemand Anstoss an Alkohol, Nachtklubs und Prostitution. Und an Drogen schon gar nicht. Djibouti ist vermutlich der drogenabhängigste Staat der Welt. Täglich werden tonnenweise Kat, die euphorisierenden Blätter des Kat-Strauches, aus dem äthiopischen Hochland eingeflogen, was zur Folge hat, dass ab Mittag das öffentliche Leben erliegt, weil sich vom Taxifahrer bis zum Präsidenten alle zum Kat-Kauen zurückgezogen haben.


      Ein Bekannter, gut vertraut mit der Gegend, meinte: «Djibouti ist das Bangkok der islamischen Welt. Wo würdest du als junger somalischer Fischer hin, dessen Vermögen sich gerade von null auf eine Plastictasche voller 100-Dollar-Noten erhöhte?» Tönt interessant? Fand ich auch. Doch mittlerweile war mir nicht mehr ganz klar, ob mein Interesse an den Piraten grösser war als das Interesse der Piraten an mir und, wenn dem nicht mehr so war, welche Schlüsse daraus genau gezogen werden mussten.


      Meine Verunsicherung ging in erster Linie von dem Mann aus, der mir gegenübersass. Der wacklige Holztisch zwischen uns glänzte im weissen Neonlicht einer Bar am Eingang zum Basar. Der Mann hiess Suleiman; und dass Suleiman ein Mann von Einfluss war, zeigte sich schon daran, dass er Hemd und Anzug trug, was in der Gluthitze von Djibouti auf ein Leben in klimatisierten Räumen und dies wieder auf die Oberschicht verwies.


      Suleiman und ich hatten uns über dies und jenes unterhalten. Seinen Ausführungen war zu entnehmen, dass er regelmässig Geld aus dem Piraten-Geschäft aus Somalia nach Djibouti brachte und hier den Transport von Nahrungsmitteln, Medikamenten, Satellitentelefonen und gelegentlich auch Waffen zurück nach Somalia in die Wege leitete. Suleiman machte keinerlei Geheimnis aus seiner Tätigkeit, was ich als Hinweis dafür nahm, dass er, wie es anscheinend nicht selten vorkam, mit der stillschweigenden Einwilligung entsprechender Regierungsstellen in Djibouti rechnen durfte.


      Doch ganz unmerklich änderten sich während unseres Gesprächs die Regeln, und plötzlich war nicht mehr ich es, der die Fragen stellte, sondern Suleiman. «Wen haben sie hier schon getroffen?», fragte er wie nebenbei. «Ach, nicht viele.» «Leute aus Garowe?» «Ich glaub nicht.» «Einer mit dem Namen Muhammed Ali?» «Der Boxer?», wich ich aus, und Suleiman lachte, und ich lachte mit. Und Suleiman lachte noch immer, während er etwas aus seiner Manschette zog.


      Es sah aus wie eine Krawattennadel. Das Ende war aus Perlmutt. Doch für eine Krawattennadel schien mir der Gegenstand ungewöhnlich spitz. Suleiman steckte es in die Tischplatte, genau in die Mitte. «In Somalia ist ein Leben weniger wert als das hier.» Es folgte eine Pause. Dann: «Die einfachste Art, jemanden zu töten. In den Hals oder ins Rückenmark.» Das Perlmutt schimmerte im Neonlicht. Jetzt lachte Suleiman nicht mehr.


      Ich auch nicht. Denn obwohl ich nicht genau wusste, warum Suleiman mir das erzählte, hatte ich das vage Gefühl, die Krawattennadel gehe auch mich etwas an. Wenn auch nur darum, weil ich Muhammed Ali nicht nur kannte, sondern auch, weil sich eine Tasche von ihm, von der ich den Verdacht hegte, sie sei in diesem Zusammenhang womöglich wichtig, beim letzten Nachschauen in meinem Hotelzimmer befunden hatte.


      Stehend k. o.


      In Djibouti in unangenehme Gesellschaft zu geraten, kann schnell passieren. Ich kam morgens um zwei Uhr auf dem Flughafen an. Die Temperatur verharrte bei 35 Grad. Ich stellte mich an den Schalter. Der Zöllner telefonierte. Dann stempelte er Dokumente ab, einen ganzen Stapel davon. Dann telefonierte er noch einmal. Schliesslich, Hitze und Müdigkeit hatten mich längst stehend k. o. geschlagen, gab er mir mit dem Zucken eines Zeigefinger zu verstehen, dass er jetzt zwischen allen seinen dringenden Geschäfte womöglich einen kurzen Moment entbehren könne, um einen Blick in meinen Pass zu werfen.


      Nach einem zügigen Durchblättern sagte er: «. . .» «Wie bitte?», fragte ich. «. . .», wiederholte er mit einer Miene, die signalisierte, dass sein Geduldsfaden mit mir gleich reissen werde. Jetzt erst merkte ich, dass der Schalter offenbar aus schalldichtem Panzerglas konstruiert war. Ich bückte mich zu einem dünnen Schlitz ganz unten. «Kein Visum, keine Einreise», liess sich der Zöllner zu erklären herab. «Aber es hat geheissen, das Visum gebe es am Flughafen.» «Nein, gibt es nicht.»


      Zehn Minuten später stand ich immer noch gekrümmt wie ein Spazierstock und mein Ohr an den Schlitz geheftet, doch das Visum gab es noch immer nicht. Aber immerhin hatte die Einreise-Verordnung mittlerweile insofern eine Aufweichung erfahren, als die Ausstellung eines Visums am Flughafen jetzt nicht mehr für immer und ewig ausgeschlossen wurde, sondern nur der Entscheid darüber verschoben war, bis der Chef der Zollbehörde sich wieder einfinden würde. Damit wurde um acht Uhr früh gerechnet.


      Die erste Nacht in Djibouti im Transitbereich des Flughafengebäudes also. Ich hatte den ganzen Transitbereich für mich allein. Ich konnte wählen zwischen einer verbeulten Bank aus Metall im Ankunftsbereich im Erdgeschoss und einer verbeulten Bank aus Metall im Abflugbereich im ersten Stock. Weil mir das Zweite wie eine symbolische Kapitulation erschien, entschied ich mich für das Erstere. Als ich aufwachte, startete vor dem Fenster gerade eine amerikanische Drohne, auf dem Weg zur Terroristenjagd in Somalia. Pünktlich um acht war der Chefzöllner da. Auch er machte es spannend und schloss eine Einreise vorerst kategorisch aus. Doch nach zwei weiteren Stunden hatten alle ihre Machtposition genug ausgekostet, und ohne weitere Erklärungen wurde mir das Visum erteilt.


      Einen Grund, warum man Touristen nur widerwillig nach Djibouti einreisen lässt, könnte man sich denken: Es kann dem Image des Landes nur schaden. Zumindest auf den ersten Blick. Ich hielt, was ich auf dem Internet gelesen hatte, für die Nörgelei weltfremder Pauschaltouristen. Doch nach der Fahrt in die Stadt musste ich sagen: Braucht jemand noch ein Beispiel für die verwahrlosende Wirkung chronischen Drogenkonsums, dann ab nach Djibouti! Das Land sieht nicht aus, als hätte nach der Feier zum Abzug der Franzosen 1977 noch einmal jemand aufgeräumt. Und das ist bei den landesüblichen Temperaturen nur in zweiter Hinsicht ein optisches Problem. Gut tut der Schlendrian der Bausubstanz im Zentrum. Eine so wunderbar heruntergekommene Kolonial-Kulisse dürfte sich, Havanna ausgenommen, nur noch schwer finden lassen.


      Vor dem Hotel «Ali Sabieh» setzte ich mich auf die Terrasse in den Schatten und konnte die Hitze kaum fassen. Ich beobachtete eine Katze, die versuchte, die menschenleere Strasse zu überqueren. In der Mitte angekommen, kehrte sie um und legte sich wieder genau dort hin, wo sie hergekommen war. Ihr Bauch ging heftig auf und ab. Ich nahm mit vor, nicht denselben Fehler zu machen, und rührte bis zum Abend keinen Finger.


      Der Hotelier empfahl mir die Mickey-Bar. In der Mickey-Bar machte ich am ersten Abend die Bekanntschaft von fünf Bardamen, die alle sehr unislamische Umgangsformen pflegten, insbesondere mit Männern, mit denen sie nicht verheiratet waren. Und am zweiten Abend lernte ich Ahmed kennen. Ahmed kam einem Piraten schon ziemlich nahe, er war pensionierter Pirat. Das erfuhr ich nicht von ihm, sondern von einer der Damen hinter der Bar. Ahmed selber war wie eine Jukebox. Wollte man etwas von ihm hören, musste man zahlen.


      Immer zu dick


      Für zwei Bier war das zu haben: Ahmed stammte aus Garowe. Ursprünglich war er Polizist gewesen, aber im Zuge des Zerfalls des Staatswesens in Somalia hatte auch er auf das Piratentum umgesattelt. Viel Geld und grosse Karriere machte er nicht. Das lag vor allem daran, dass er für die Arbeit, die am besten bezahlt wird, nämlich das Entern, schon immer zu dick war.


      Ahmed war einer von denen, die die gekaperten Schiffe und die Crew bewachen, nachdem die Piraten sie in entlegenen Buchten vor Anker gebracht haben und darauf warten, dass das Lösegeld kommt. Für zwei Wochen Wacheschieben gab es 380 Dollar. Ganz am Anfang war es besser. Ahmed erinnerte sich an die Zeiten, als jeder seinen Anteil gleich am Strand erhielt, nachdem das Lösegeld per Fallschirm abgeworfen worden war. Heute laufe das Geld meist direkt auf ein Konto in Dubai oder London, direkt zu den Bossen, und die unteren Chargen sähen kaum etwas davon. In Djibouti arbeitet Ahmed als Wachmann für eine Bank, die einem Somalier gehört. «Liegt dort auch Piratengeld?» «Sicher», meinte Ahmed. «Wer braucht denn hier sonst eine somalische Bank?» Für ein drittes Bier und zwanzig Dollar für Kat gab es noch einen Tipp: «Muhammed Ali kann dir mehr erzählen.» «Und wo finde ich den?» «Na, am besten bei den Damen.»


      «Bei den Damen» war wie vielerorts auch in Djibouti der geläufige Euphemismus für das Bordell. Der Mann, der mir anderntags den Weg zeigte, hiess Aby und kam gleich mit. «L'appartement», wie das Bordell auch genannt wurde, lag im dritten Stock eines Hauses, über einer Klinik. Vor uns schob sich eine Frau, die ganz offensichtlich intensiver medizinischer Betreuung bedurfte, mit letzter Kraft die Treppen hoch. Mit einer Hand stemmte sie sich gegen das Geländer, mit der anderen gegen die Wand. Als wir bis zum ersten Treppenabschnitt zehn Minuten gebraucht hatten, nahmen Aby und ich sie rechts und links am Arm und lieferten sie an der Tür der Klinik ab. Das war für längere Zeit meine letzte tugendhafte Tat.


      Zwei Stunden später fand ich mich wieder auf dem Weg zum Hotel, um mehr Geld zu holen. Das Kerngeschäft schien im «L'appartement» zwar aufgegeben worden zu sein, was mich angesichts der lähmenden Hitze kaum wunderte. Die Männer kamen und gingen nur, um sich von den Damen Bier oder Kaffee servieren zu lassen (wobei ich mir die Frage stellte, ob ein Ramadan-Tag mit Getränken, mit Alkohol im Bordell dreimal nachgeholt werden müsse). Aber auch diese Dienstleistung wussten sich die Damen bezahlen zu lassen, weil jede Bestellung hiess, dass alle etwas tranken.


      Mittag. Von Muhammed Ali noch immer keine Spur. Alle versicherten, dass er gleich komme. Jemand habe schon mit ihm telefoniert. Fünf Minuten, dann sei er da. Das war die letzte Zeitangabe, an die ich mich erinnern kann. Denn es kam zu dem durchaus schon einlullenden Dauer-Geschnatter in Englisch und Französisch im «L'appartement» auch noch Kat ins Spiel. Und Kat macht nicht nur die Zeit sehr relativ, es hebt vor allem die Stimmung verlässlich auf ein Mass, mit der die Welt auch ohne sinnstiftenden Überbau gut auszuhalten ist.


      Sie hiess Salam, hatte so lange Beine, dass es schon fast komisch aussah, und ein Herz rein wie ein Engel. Der einzige Mann, der ihre Leidenschaft wirklich entfachen konnte, war Gott, insbesondere jener, mit dem die orthodoxe Kirche in Verbindung stand. «Oh, I love orthodox so much», sagte sie, während wir uns einen Kat-Strauch teilten. «Ich besuchte letzten Dezember auf dem Sinai das älteste orthodoxe Kloster der Welt», sagte ich. «Oh, i feel so hot!», sagte Salam und fächerte sich mit der Handfläche Luft zu.


      Gemälde der Maria


      Und so kam es, dass Salam und ich in der Dämmerung zur orthodoxen Kirche am Stadtrand wanderten, wo Salam vor einem Gemälde der Maria betete und nachher enttäuscht war, als ich nicht gleich zum Pater wollte, um zum orthodoxen Glauben überzutreten, was ich offenbar ein paar Stunden zuvor unter dem Einfluss von Kat noch ernsthaft in Aussicht gestellt hatte. «Ah, you are just talking», sagte sie mit tiefster Verachtung. Doch beim anschliessenden Pingpong-Turnier im Garten des äthiopischen Kulturzentrums gerieten Glaubensfragen schnell in den Hintergrund, und die Lage entspannte sich wieder.


      Am nächsten Tag rückten Aby und ich vorsichtshalber erst am Nachmittag im «L'appartement» an. Und wir hatten Glück: Mohammed Ali war schon da. «When my wife Somalia, I come here for massage», sagte er. Erst unentschlossen, ob er mir Auskunft geben solle, kam er schnell in Fahrt, aber zuvor wollte er etwas klarstellen: Somalische Piraten nennen sich nicht Piraten. Sie nennen sich «Baddaadinta badah», was «Retter des Meeres» oder auch «Küstenwache» heisst. «Die haben unser Meer leer gefischt. Wir holen uns nur unseren Anteil zurück. Die Lösegelder sind Steuern.»


      Mohammed Alis Grossvater lebte noch gut vom Fischen, sein Vater nicht mehr. Mohammed Ali war 16, als er das erste Mal am Entern eines Schiffs beteiligt war. Besonders schwierig sei das Entern nicht, insbesondere bei Frachtern, deren Reling so tief liege, dass «jedes Kind einen Enterhaken hoch genug werfen kann». Der Grund, warum es nicht klappe, seien meist technische Pannen der Piratenschiffe. Gegenwehr der Crew hat er nur einmal erlebt. Zwei ausgeschlagene Zähne und ein Auge, mit dem er nicht mehr scharf sieht, sind die Erinnerung daran. Ein Crewmitglied hatte den Enterhaken samt Leiter auf das Boot der Piraten geworfen. In den besten Zeiten betrug die Erfolgsquote 40 Prozent. «Doch das war, bevor es von Kriegsschiffen und Helikoptern dort draussen nur so wimmelte.» Heute liege die Quote eher bei zehn Prozent.


      Reich werden als Pirat nur wenige. Jene, die am Entern des Schiffes direkt beteiligt sind, erhalten 50 Prozent des Lösegelds, die Investoren 30, und der Rest wird unter allen anderen, von den Übersetzern bis zu den Wachen, aufgeteilt. Am Lösegeld für ein Schiff partizipieren bis zu 400 Leute. Muhammed Ali will in fünf Jahren 200 000 Dollar verdient haben. Finanziert hat er damit eine Hochzeit, ein Haus in Garowe und einen Nissan Patrol.


      Am vielversprechendsten sind saudische und japanische Schiffe. «Die sagen: Gebt uns unser Schiff zurück, und wir geben euch das Geld.» «Die Franzosen sind die Schlimmsten. Wärst du Franzose, ich würde gar nicht mit dir reden», sagte Mohammed Ali. Sein Vater starb auf seinem Sofa. Man feierte das Eintreffen des Lösegeldes. Etwas früh, wie sich zeigte. Das Geld war mit einem GPS-Sender versehen. Die Bomben der französischen Kampfjets trafen punktgenau.


      Am Abend verlagerte sich die Geselligkeit vom «L'appartement» in einen Klub names «Golden». Neben Mohammed Ali waren auch Aby, Salam und zwei weitere Damen mit von der Partie. Offen geblieben war die Frage, was Muhammed Ali genau in Djibouti machte. «Business, allover» war alles, was er dazu sagen wollte. Zuerst geschmeichelt, dass man ihm so viel Interesse entgegenbrachte, signalisierte er bald einmal unüberhörbar eine gewisse Distanziertheit zum Piratentum. «Das Ganze ist kein Geschäft mehr», sagt er. «Zu viele Kriegsschiffe, zu viele Leute, die mitverdienen wollen.» Und aus irgendeinem Grund ging, während er das sagte, seine Hand zu der schwarzen Sporttasche, die er schon den ganzen Tag mit sich herumtrug. Die Tasche trug den weissen Schriftzug der italienischen Marke «Lotto».


      Ermüdungserscheinungen


      Kat macht leider nicht nur gesellig, sondern auch sehr wach. Auch morgens um zwei zeigte noch niemand die geringsten Ermüdungserscheinungen. Aber mittlerweile war mir wieder alles Geld ausgegangen, und so machte ich den nicht sehr durchdachten Vorschlag, die Festivitäten in mein Hotelzimmer zu verlagern. Die Zimmernachbarn liessen sich erstaunlich viel Zeit, um gegen die Privat-Disco zur Musik aus meinem iPod zu protestieren. Aber dann kam auch der Hotelmanager und machte dem Treiben berechtigterweise ein Ende. Zurück blieb einzig Mohammed Alis Tasche.


      Am anderen Morgen um neun läutete das Telefon. «Hallo. Hier ist Mister Suleiman. Ich habe gehört, dass Sie sich für Piraten interessieren.» Und am Schluss unseres Treffens meinte er: «Sie sollten hierbleiben und mitkommen nach Somalia. Wäre das nicht interessant?» «Doch», sagte ich. «Aber wie viel wert wäre Ihnen denn mein Leben?» «Ach, kein Problem», sagte Suleiman und steckte die Krawattennadel zurück in seine Manschette. Da Muhammed Ali verschwunden war, brachte ich seine Tasche zu Salam. Hätte die Tasche kein Schloss gehabt, hätte ich nachgeschaut, was drin ist. Ich trank ein Bier. Dann machte ich mich auf zu gehen. «Non, non, chéri, tu restes ici!», sagte Salam und fasste mich am Handgelenk.


      Zuerst lassen sie einen kaum hinein. Aber wenn man einmal da ist, muss man aufpassen dass man wieder wegkommt, aus Djibouti.