INTERNETADRESSE
Sex.com – die teuerste Domain ist wieder zu haben
Sex.com brachte 2006 zwölf Millionen Dollar. Jetzt steht die wertvollste Internetadresse der Welt wieder zum Verkauf. Der Besitzer ist pleite.
Wer in Deutschland die Internetadresse sex.com eingibt, landet auf einer Seite mit der Bemerkung „Genau das, was Sie suchen“. Wer diese Internetadresse besitzt, muss sich um den Verkehr auf seinen Seiten keine Sorgen machen. Sie wird täglich tausendfach in Computertastaturen auf der ganzen Welt getippt. Wer die Adresse sex.com nun käuflich erwerben möchte, der hat gute Aussichten: Die bekannteste und wertvollste Internetadresse der Welt steht wieder zum Verkauf.
Zuletzt hatte sex.com 2006 den Besitzer gewechselt, damals für zwölf Mio. Dollar (derzeit knapp zehn Mio. Euro). Dem damaligen Besitzer brachte die Adresse jedoch kein Glück. Offenbar fehlte ihm die zündende Geschäftsidee, eine Einnahmequelle, mit der er den Kaufpreis hätte refinanzieren können. So geriet er erst in Schwierigkeiten und war dann pleite.
Die zunächst geplante Zwangsversteigerung der Internetadresse sei von den Gläubigern des bisherigen Inhabers gestoppt worden, teilte die Sedo GmbH mit, eine Handelsplattform für Domains aus Köln. Hinter diesem Schritt stand die Befürchtung, dass die Domain in der Auktion unter Wert verkauft werden könnte.
„Dass eine Internetadresse diesen Kalibers zum Verkauf steht, kommt sehr selten vor“, wirbt Sedo-Geschäftsführerin Liesbeth Mack-de Boer. „Kurze, prägnante und beschreibende Domains sind ein sehr mächtiges Marketingwerkzeug. Daher bietet der Kauf von sex.com für den Besitzer eine einmalige Gelegenheit, zum Marktführer zu avancieren.“ Beschreibende Domains gehören ihren Angaben zufolge zu den wertvollsten Gütern im Internet. So erzielte die Adresse „vodka.com“ laut Sedo einen Preis von drei Mio. Dollar, „kredit.de“ wechselte für 892.500 Euro den Besitzer, „poker.org“ wurde für eine Mio. Dollar verkauft.
Die Inhaber solcher Adressen profitieren auf zweierlei Weise: Besucher landen durch die direkte Eingabe eines Gattungsbegriffs auf der Webseite des Domain-Inhabers. Außerdem wird die Listung in Suchmaschinen positiv beeinflusst.
Der Handel mit Sexadressen im Internet ist ziemlich schwunghaft – wenn auch die Preise meist längst nicht so hoch liegen wie im Fall von sex.com. Die Seite filth.com (engl. für Schmutz, Schmuddel) wird für vergleichsweise geringe 100.000 Dollar feilgeboten. Der Inhaber von „sextoysmaker.com“ hätte gerne eine Mio. Pfund (1,21 Mio. Euro).
Stubenreine Adressen bringen ebenfalls stattliche Summen, wenn sie einprägsam genug sind. Die nach Firmenangaben bislang teuerste deutsche Internetseite, „shopping.de“ wechselte vor etwa zwei Jahren für 1,96 Mio. Euro den Besitzer. Heute verbirgt sich – kaum überraschend – eine Art Internetkaufhaus im Stil von Amazon dahinter. Ihr Eigentümer, die Leipziger Unister GmbH, hat aus dem Betrieb von einprägsamen Internetadressen ein Geschäftsmodell gemacht. Sie betreibt neben shopping.de auch noch Portale wie „fluege.de“ , „auto.de“ oder auch „reisen.de“ .
Artikel erschienen am 03.07.2010
Peter Schelling
**mobil.welt.de